SHE Architekten

Overview

Haus 3 • Hude

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NORM

WOHNHAUS

Ausgangspunkt der Aufgabe war auf einem für eine Bebauung ungünstig geschnittenen und daher vergleichsweise preiswerten Grundstück ein Einfamilienhaus für eine vierköpfige Familie zu planen und zu bauen. Das Erdgeschoss war barrierefrei, abgestimmt auf die Bedürfnisse eines jugendlichen Rollstuhlfahrers, auszustatten.
Durch das Grundstück und den darauf anzuwendenden Bebauungsplan wurden mehrere Entwurfsparameter festgeschrieben. Die Geometrie des Baufensters verengt sich zur Nordseite und zur Straße auf eine bebaubare Breite von ca. 6 Metern. Nach Süden zum Garten ist eine Bebauung auf eine Länge von ca. 13 Metern möglich. Der Bebauungsplan sieht eine maximal zweigeschossige Bebauung mit Dachgeschoss vor. Einzuhalten ist eine Dachneigung von 30°. Der rigide festgelegte Farbkanon erlaubt nur Farben in einem abgegrenzten Rottonbereich. Zusätzlich sind nur weiße Putzfassaden oder farblich nicht behandelte Holzfassaden erlaubt. In Kombination mit den funktionalen und gestalterischen Anforderungen der zukünftigen Bewohner und dem zur Verfügung stehenden Budget sollte die Entwurfsidee wachsen, die dann ein Haus entstehen lassen sollte, das sich aus dem unterdurchschnittlichen Einerlei einer Neubausiedlung heraushebt. Die Nordseite des Hauses zeigt sich in der maximalen Bebaubarkeit von 2 Vollgeschossen mit Dach, hochformatig und eher geschlossen. Die Südseite hingegen öffnet sich zum Garten, ist querformatig und mit großen Fensterflächen perforiert. Die Seiten an den minimal erforderlichen Grenzabständen zu den Nachbargrundstücken zeigen nur die erforderlichen Fenster zur Belichtung der dahinter liegenden Räume und zur Gestaltung der Fassaden. Aus dieser Disposition mit der vorgeschriebenen Dachneigung entstehen stark geneigte Traufen, die einen Körper entstehen lassen, der mit konventionellen Sehgewohnheiten bricht und mit einfachen Mitteln die Perspektiven des Hauses von jedem Betrachtungspunkt verzerrt. Es entsteht ein überraschender, in diesem Kontext wohltuend „andersartiger“ Baukörper.
Die erstaunliche Kubatur, die während der Bauphase die Nachbarn zu wohlmeinenden Kommentaren zu erforderlichen Korrekturen des "falsch" gebauten Hauses ermutigte, wird unterstützt durch das gewählte Material. Bis auf die Garage und das gefaltete Betonband, das sowohl Vordach, Garagendach und schließlich Balkon ist, kommen in Übererfüllung des Bebauungsplanes nur Rot-Töne vor. Die Fassade zeigt einen großformatigen Euromodul-Verblendziegel, der eher aus industriellem Kontext bekannt ist und der Fassade die Kleinteiligkeit konventioneller Ziegelformate nimmt. Die Steine sind selbstverständlich mit rotem Mörtel verfugt. Das Dach ist dazu passend mit glatten, großformatigen, gefärbten Betonsteinen gedeckt. Die beiden prägenden Traufeseiten haben innenliegende, verdeckte Regenrinnen. Die leider doch konstruktiv unvermeidliche Unterscheidung zwischen Wand und Dach wird so weit es geht zurückgenommen. Lediglich ein 5cm breiter Blechstreifen trennt die eigentlich formal gleichberechtigten Flächen des Körpers. Die rot lackierten Fenster sind als "Löcher" in die Außenwände gestanzt und unterwerfen sich weder Achsen noch einem anderen System. Die Garage steht als bewusst eigenständiger Baukörper im erlaubten Grenzabstand zum Nachbarn.
Insgesamt haben wir versucht die Vorgaben durch den Ort so mit den hier besonderen Anforderungen der Bewohner zu kombinieren, dass mit einfachen Mitteln ein Haus entsteht, das überrascht, „anders“ ist und so in einer gesichtlosen Einfamilienhaus Vorortsiedlung unbedingt nötige Identität schafft, die sich nicht schnell verbraucht.

Aufgabe

Neubau eines Einfamilienhauses mit barrierefreiem Erdgeschoss

Mitarbeiter

Anna Nicolas-Espig, Ulrich Hahnefeld, Stephan Schrick (SHE_arch)
Fotos Daniel Sumesgutner

Bauherr

Privat

Standort

27798 Hude bei Oldenburg

Material

KS Mauerwerk, großformatige Euromudul Verblendung, Betondachsteine, Sichtbeton

Datum

01-99 bis 08-01

Zahlen

300m² BGF