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Overview

WB Schanzenstrasse / Altonaer Strasse • Hamburg

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Wohn- und Geschäftshaus 2.Preis

Erläuterungen

Ausgangspunkt der Entwurfsüberlegungen zur Neubebauung Schanzenstrasse / Altonaer Strasse war die genaue Analyse der Aufgabenstellung und die Ableitung und Gewichtung der verschiedenen Entwurfsparameter. Auf der Basis einer definierten und dichten Matrix von Anforderung aus verschiedenen Bereichen ist ein Gebäudeensemble entstanden das versucht auf optimale Weise allen manchmal scheinbar gegensätzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Schon früh zeigten sich bei der Bearbeitung zahlreiche Polaritätspaare wie z.B.
Wohnen - Arbeiten
Repräsentation - privater Raum
Ruhe - Störung
Flurstück 3387 V+S - I
Identität - Einfügung in die Umgebung
Innovation - Tradition
Vorne - Hinten
Schanzenstrasse - Altonaerstrasse
Strasse - Hof
Schließen des Blockrandes - Positionierung in städtebaulich relevanter Lage
Spiel - Ernst
Architektonische Prägnanz - Wirtschaftlichkeit
Nutzungsoptimierung - flexibeler, multifunktionaler Ansatz
Selbstbewusster Entwurf - Angemessene Zurückhaltung
... - ...
Die besondere Qualität der hier vorgelegten Lösung besteht darin sich nicht im Ausschlussverfahren für die eine oder andere Seite der jeweiligen Polarität entschieden zu haben. Ebenso war es nicht unser erstes Ziel zwischen den verschiedenen Ausprägungen einen Kompromiss zu erreichen. Das Beispiel von der Multifunktionshalle, die dann aber für keine Nutzung perfekt geeignet ist, ist eine bekannte Geschichte.
Gerade bei der detaillierten Auseinandersetzung mit den Anforderungen wurde uns bei dieser Aufgabe klar, dass eine Optimierung der Lösung darin besteht, ein Gebäude vorzustellen, dass jeweils die verschiedenen Polaritäten in möglichst unverfälschter Ausprägung aufnimmt und wiedergibt. Ganz unterschiedliche Anforderungen konnen gleichzeitig in den Entwurf so integriert werden, dass dadurch erst ein alle Bedürfnisse befriedigendes, innovatives, komplexes und zeitgemäßes Gebäude entsteht.

Städtebauliche Situation - Gebäudestruktur
Schanzenstrasse und Altonaer Strasse sind von sehr unterschiedlicher Qualität. Konsequent schließt das Haus an die mit Balkonen aufgelockerten Wohnfassaden der Schanzenstrasse an. Die Wohnräume in diesem Gebäudeteil sind in die Weite des Schanzenparks orientiert. Die Wohnungen nehmen gleichsam teil am regen Straßenleben der Schanzenstrasse. Die Erschließung liegt folgerichtig auf der engeren Hofseite. Der Hof ist hier für die Bewohner und Nutzer zugänglich und über die Hofeinfahrt an der Altonaer Strasse zu queren. Die geschlossener wirkende Fassade zur Altonaer Strasse zeigt die vertikalen Erschließungen. Die Einheiten orientieren sich auch mit den Balkonen deutlich zum ruhigen Hof. Die Gebäudeseiten kehren sich der städtebaulichen Lage und den Nutzungsanforderungen gemäß um.
Die Kubatur des Gebäudes spielt weiter mit den verschiedenen Seiten. Das Staffelgeschoss schließt in der Schanzenstrasse auf der Straßenlinie an die höhere gründerzeitliche Nachbarbebauung an und simuliert ein 6. Obergeschoss. Zur Ecke schwingt die Staffel zurück und gibt dem Gebäude einen Rhythmus und den Eindruck der 5geschossigkeit, um erst wieder an der Altonaer Strasse auf die Straßenlinie zurück zu kehren. Fast beiläufig entsteht eine repräsentative Terrasse. In direkter Linie schwingt das letzte Geschoss dann von der Altonaer Strasse weg, um den Anschluss der niedrigeren Wohnbebauung angemessen zurückhaltend zu gestalten. Hier wirkt das Gebäude von der Straße lediglich 5geschossig ohne Staffel.
Zur subtilen Definition der Gesamtbaumasse ist das Gebäude also zum Stadtraum somit mehrfach gegliedert.
Dabei ist die Entscheidung die im Vorbescheid genehmigte Höhe von ca. 18.60m zu übernehmen wichtig. Städtebaulich scheint eine davon abweichende Gebäudehöhe in der Schanzenstrasse möglich. Die Entscheidung für durchgehende Höhen von Hauptbaukörper und Staffel als Vermittlung der verschiedenen Bestandshöhen und der differenzierte Umgang damit zeigen erneut, dass es sich um ein Gebäude handelt.
An der Altonaer Straße schwingt die Fassade zu zwei Punkten leicht in den Straßenraum aus. Der wichtige Raum der weiten Straßenkreuzung wird behutsam eingeleitet und gleichzeitig die 2 Nutzungseinheiten mit den Eingängen, Erschließungen und unterschiedlichen Hausnummern gezeigt. Veränderte Perspektiven werden auf das Haus und aus dem Haus angeboten. Das bewusste Herantreten des Staffelgeschosses an die Straßenlinien nimmt durch die veränderte Geschossigkeit differenzierten Bezug auf die Nachbarschaft und gliedert ebenfalls die Gesamtlänge des Gebäudes. Bei näherer Betrachtung entstehen verschieden ablesbare Gliederungsebenen und verschiedene „Adressen“, die eine fesselnde Gestaltung zeigen, sich aber immer der Gesamtidee des Gebäudes unterordnen. Durch diese gestalterisch und städtebaulich motivierten feinen Akzentuierungen entsteht sowohl eine ablesbare Teilung in einzelne „Häuser“ im Maßstab der Umgebung wie auch ein Flächengewinn. Insgesamt zeigt das Haus selbstbewusst seine rhythmisierte Größe und seine differenzierte Höhe durch eine einfach nachvollziehbare, lebendig gestaltete bandartige Schichtstruktur, die erst durch die hinter den Fenstern und auf den Balkonen sichtbaren verschiedenen Nutzungen die Frage beantwortet ob es sich um ein Wohn- oder ein Bürogebäude handelt.
Innere Struktur - Erschließung
Zur optimalen Erschließung und Aufteilung sind 3 Erschließungskerne geplant. Pro Geschoss sind damit maximal 2 Nutzungseinheiten je Treppenhaus zu erreichen. Jeweils angemessen großzügige Eingangsbereiche führen zur Vertikalerschließung an der Straßen- oder Hoffassade. Die Orientierung zum Außenraum ist jederzeit möglich. Zur wirtschaftlichen Optimierung der Verkehrsflächen und Einsparung von Aufzugshaltestellen versorgen alle drei Kerne nur das 1.Untergeschoss. Dort liegen die Stellplätze und die Abstellräume für die Schanzenstraße 121. Im 2.UG sind nur die Kerne Altonaer Straße 68 + 70 erforderlich. Alle Abstellräume sind direkt aus den Treppenhäusern zugänglich. Auch aus ökonomischen Gründen versorgt nur das Treppenhaus Altonaer Straße 70 das Staffelgeschoss. Bei einer möglichen zusätzlichen Umnutzung von Gewerbeeinheiten zu Wohnungen ist es möglich Stellplätze ebenfalls direkt vom Treppenhaus zugänglich zu Abstellräumen zu machen.
Bei Wohnnutzung und Büronutzung nebeneinander bieten die direkt nach der Eingangstür angeordneten Anstellräume auf Wunsch Stauraum für Kinderwagen, Schuhe etc. Das Treppenhaus behält sein „aufgeräumtes“, repräsentatives, hochwertiges Aussehen.

Flurstück 3387 / Nachbarschaftliche Belange zur Altonaer Straße 62
Eine abschnittsweise Realisierung der Baumassnahme ist möglich.
Phase 1: Das Treppenhaus Altonaer Straße 68 wird in jedem Fall gebaut (Abweichung) und versorgt bei einer abschnittsweisen Realisierung zuerst eine Nutzungseinheit je Geschoß. Eine Teilausführung der Geschossdecken als Balkone der Nutzungseinheiten ist möglich. Das erdgeschossige Ladenfläche und die überdachte Einfahrt zur Tiefgarage werden ebenfalls erstellt. Die Adresse Altonaer Straße 68 manifestiert sich.
Phase 2: Das Haus wird auf der vorhandenen Konstruktion ergänzt.
Wir empfehlen aus städtebaulichen, architektonischen und nicht zuletzt wirtschaftlichen Gründen eindeutig das Gebäude in seiner maximalen Ausdehnung in einem Bauabschnitt zu erstellen. Die Schließung des Blockrandes ist wichtiges städtebauliches Ziel. Zur Erlangung der dazu nötigen nachbarschaftlichen Zustimmung bieten wir als Mehrwert und Qualitätsverbesserung für das Wohnhaus Altonaer Straße 62 an, für die dortigen Wohnungen auf dem Flurstück 3387 großzügige, sich zum Hof erweiternde Balkone zu schaffen. Die Gebäudeabschlusswand tritt zurück und umschließt den dann nachbarschaftlichen Balkon. Die Belichtung der Küchen bleibt gewährleistet und die Räume erhalten einen attraktiven Anschluss an den ruhigen Hof.

Brandschutz:
Die maximal zulässige Größe eines Brandabschnittes von 1600m² wird mit der hier vorgesehenen BGF von 836m² pro Geschoß um ca. 50% unterschritten. Damit ist das Gebäude als ein Brandabschnitt zu sehen. Eine Befreiung in Bezug auf die zulässige Brandabschnittslänge von 40m kann in Aussicht gestellt werden, da drei Treppenhäuser vorhanden sind und eine gute Anleiterbarkeit gewährleistet ist.

Fassade
Durch die streng nach der Auslobung gewählte Konstruktion mit dem vorgegebenen flexiblen und wirtschaftlichen Raster sowohl bei den Stützweiten wie auch bei den Fassadenachsen, bietet das Haus Variationsmöglichkeiten bei der Fassade. Gewählt wurde das besonders wirtschaftliche und variable System der Fensterfassade. In den Hauptachsen von 1.35m Achsmaß bietet ein Fensterprofil Anschlussmöglichkeiten für verschieden Fassadenelemente. Zwischen den Hauptachsen lockern sog. „schwimmende Fenster“, entweder an ein Profil oder frei an eine Festverglasung angeschlossen, das Fassadenbild auf. Lediglich jeweils zwei verschieden Höhen von Sturz und Brüstung gliedern die Fassade nach einem komplexen System aus einfachen Bauteilen. Die Raumwirkung im Inneren wird dadurch ebenso geprägt wie die Gesamterscheinung. Die Verglasung ist entweder decken- oder bodenbündig eingebaut oder zeigt eine Brüstung und / oder einen Deckensturz. Jeweils alle Elemente kommen in einer Nutzungseinheit vor.
Die Fassade bietet im System an jeder Stelle Anschlussmöglichkeiten für nicht verglaste Elemente. Die geschlossenen Bereiche sind als vorgehängte, gedämmte Paneelplatten gestaltet. Eine massive Brüstung / Sturz ist möglich. Die Fenster zur Altonaer Strasse sind im System mit erhöhten Schallschutzwerten vorgesehen.
Im Kontrast zu den reflektierenden dunklen oder hinterleuchteten messingfarbenen Fensterbändern zeigen sich die geschlossenen Fassadebauteile in messingfarbener, durchbrochener Streckmetalloberfläche. Das Material und die Verarbeitung zeigen einen changierenden, stetig subtil wechselnden Oberflächeneindruck. Das Umgebungslicht, die Tages- und Jahreszeiten bis hin zu Lichtpunkten der Stadt werden fein in die Gestaltung aufgenommen. Durch den dreidimensionalen Einsatz des Streckmetalls an den Paneelkanten werden in der Detailansicht die Kanten der geschlossenen Bauteile im Kontrast zu den scharfen Profilen und Fenster leicht gebrochen und die Fassade bekommt eine zusätzliche Tiefe. Verschiedene Hinterfüllungen erlauben sogar eine partielle Hinterleuchtung der Streckmetalls. Die Hofseite ist auch als reduzierte Putzfassade denkbar.
Ein rationales und wirtschaftliches Fassasensystem schafft im Entwurf mit der Auswahl und Komposition der Materialen, Oberflächen und Farben im Spiel mit Kontrasten und Harmonien das Aussehen eines besonderen modernen, zeitgemäßen Gebäudes.

Insgesamt ist es unser Anliegen alle geforderten Parameter zu erreichen und alle Vorgaben zu erfüllen. Das ist aber nur ein Teil der Lösung der Aufgabe. Wir haben darüber hinaus an uns selbst den Anspruch gestellt ein Gebäude in dieser städtebaulich markanten Lage zu platzieren, das nicht nur Anforderungen erfüllt sondern Erwartungen übertrifft und eine facettenreiche und belebte eigene Identität für sich selbst und den Ort entwickelt. Die Balance zwischen selbstbewusster charaktervoller Architektur und einem respektvollen, sich einfügenden Umgang mit den Gebäuden der Nachbarschaft sind wichtig. Wenn uns das alles in einer vieldeutigen, zeitgemäßen und hochwertigen Architektursprache gelungen sein sollte, haben wir ein gutes Gebäude entwickelt, das für den Stadtraum, für die zukünftigen Nutzer und nicht zuletzt für den Bauherren einen Mehrwert darstellt.

Aufgabe

WB Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses

2.Preis

Mitarbeiter

she_architekten mit Inka Kersting und Gabriele Roy
Volker Zinssmeister, Thimon Triebel
Modell elbdesign Hamburg

Bauherr

HIBB Hanseatische Immobilien Betreuungs- & Beteiligungs GmbH

Standort

Schanzenstrasse / Altonaer Strasse, Hamburg

Material

Stahlbetonkonstruktion, Messing-Streckmetall Fassade

Datum

05-2006 bis 08-2006

Zahlen

5.200 m² BGF