Architekturbox • Hamburger Architektur Sommer
Barcode · Temporär
Das Wohnzimmer der Architekten
Architekturbox des Architektursommers ´06
Was wird denn da gebaut? Oder abgebrochen? Seltsame Strukturen, Container türmen sich auf in Hamburgs bester Lage, wo sonst allenfalls vorübergehend Marktbuden oder Restaurantschiffe die strenge Binnenalsterverordnung stören dürfen. Nun hat im Sommer 2006, der nach dem eingespielten Dreijahres-Rhythmus wieder ein Architektursommer ist, doch einer etwas dort hingebaut, ein Sakrileg gegen den Alsterpurismus schräg gegenüber der Galerie der Gegenwart. Das skurrile, aufmüpfige Bauwerk ist ein Programmpunkt der Veranstaltungsreihe, ist Werbung, Anlaufstelle, Informationszentrale und schlichter Ruhepunkt im Zentrum der Innenstadt: die Architekturbox.
Die Idee zu diesem Projekt hatten die Architekten Torsten Stern, Marco Pawlik, Stephen Perry, Stephan Schrick und Ulrich Hahnefeld. Sie wollten eine Drehscheibe für Interessierte schaffen, das Programm des Architektursommers konzentriert mit zusätzlichen Informationen über das Bauen in der Hansestadt präsentieren. Zugleich sollte die Box ein Forum für Ausstellungen, Vorträge, Diskussionen und Events sein und dem Architektursommer mit seinen knapp dreihundert Terminen eine topographische Existenz im Stadtbild schaffen. Ein Café wurde außerdem eingeplant, eine kleine, windgeschützte Terrasse mit Blick auf das Wasser, das Binnenalster-Panorama und den neuen Jungfernstieg eingeschlossen.
Der Bau ist bewusst als Provisorium angelegt. Er dekliniert das Motiv der gestapelten Container aber nicht als geordnete Bauform, sondern als unorthodoxes Neben- und Aufeinander bis zum geöffneten Container-Gerippe als bekrönendem Abschluss. So bietet das Bauwerk eine höchst abwechslungsreiche Silhouette.
Die Außenhaut des Containerensembles ist ein Musterbuch der Materialien. Metall und Glas, Holz und Gitterroste, beschichtete Wandverkleidungen unterschiedlicher Farbtöne - potenzielle Bauherren können sich hier nach dem Material ihrer Wahl umsehen. Auch Details wie die Fenster bieten Anregungen für anstehende Projekte. Sie spielen mit modernster Tiptronic. Im inneren finden architektonische Laien und Experten alles, was sie über den Architektursommer, über Architekten, Materialien und Firmen erfahren möchten.
Die Villa Kunterbunt an der Binnenalster ist nicht nur konstruktiv, sondern auch organisatorisch ein Kunststück. Denn die Architekten haben das Projekt ausschließlich mit Sponsorenmitteln realisiert. So etwa 150 000 Euro hat es gekostet. Genauer lässt sich die Bausumme nicht fassen, denn manche Sponsoren zahlten in Naturalien, in Arbeit und Materialien. Die Planer der Architekturbox warben um Premium-, Gold- und Silbersponsoren, die sich an der Eingangswand der Box und auf einer Website verewigen konnten. Pixel für Pixel wurde der Bau dann finanziert.
Auch wenn die Architektur an der Alster nicht für die Ewigkeit gemacht ist, sehen die Initiatoren den Bau als große Herausforderung. Denn gerade wegen der begrenzten Haltbarkeit gab es die Chance, mehr zu wagen, provokanter zu planen. Wobei es schon kurz nach der Eröffnung der Box Begehrlichkeiten gab, die planerische Eulenspiegelei im Salon der Hansestadt vielleicht doch längerfristig stehen zu lassen - als Informationszentrum der Kunstmeile, als Ausstellungsstück der Galerie der Moderne. Vielleicht klappt es ja.
Gisela Schütte
Architektur in Hamburg, Jahrbuch 2006, S. 68f.,
Junius Verlag, Hamburg 2006
Aufgabe | Informationspavillon für den Hamburgischen Architektur Sommer 2006 |
Mitarbeiter | Architekturbox GbR |
Bauherr | Initiative Hamburger Architektur Sommer e.V. |
Standort | Binnenalster, Hamburg |
Material | Stahlrahmen-Raumzellenelemente, durch Sponsoren gestellte Fassadenpaneele |
Datum
Zahlen
Foto | 05-06 bis 10-06
85 m² BGF
Oliver Heissner |
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